Passivhausfenster 2025: Technischer Leitfaden zu U-Werten, Zertifizierungen und Montage

Das Passivhaus im Jahr 2025 ist die Antwort auf steigende Energiekosten und verschärfte Energienormen in ganz Europa. Die Analyse von Projekten, die als "passiv" realisiert werden, zeigt jedoch, dass eine bedeutende Mehrheit die strengen Anforderungen des internationalen Standards nicht erfüllt. Der Hauptgrund? Fenster – unpassend ausgewählt oder fehlerhaft montiert. Investoren stehen vor einer komplexen technischen Herausforderung. Lokale Bauvorschriften fordern oft einen U-Wert von Uw ≤ 0,9 W/(m²K), während der internationale Standard des Passivhaus Instituts einen Wert von Uw ≤ 0,8 W/(m²K)vorschreibt. Der Unterschied von 0,1 W/(m²K) bedeutet 11% Differenz bei den Wärmeverlusten. Zusätzlich können selbst beste Fabrikparameter eines Fensters durch fehlerhafte Montage zunichte gemacht werden.
Dieser Leitfaden bietet eine umfassende technische Analyse von Passivhausfenstern. Er behandelt die Parameter Uw, Uf, Ug und Ψg gemäß der Norm EN ISO 10077-1. Er erklärt die Unterschiede zwischen PVC- und Aluminiumsystemen im Kontext des Passivhausbaus. Detailliert beschrieben werden das RAL-Montagesystem für wärmegedämmte Montage sowie die Bedeutung der PHI-Zertifizierung.

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Inhaltsübersicht:

Passivhausstandard – Technische Anforderungen an Fenster

Ein Passivhaus ist ein Gebäude mit präzise definierten Energieparametern, festgelegt durch das Passivhaus Institut in Darmstadt. Der Standard basiert auf drei fundamentalen Kriterien, die zusammen erfüllt werden müssen.

Der Heizwärmebedarf darf 15 kWh/(m²·a) nicht überschreiten. Zum Vergleich: In den 1990er Jahren errichtete Gebäude verbrauchen üblicherweise 120 bis 180 kWh/(m²·a). Der Passivhausstandard erfordert somit eine Reduzierung des Bedarfs um über 85%.

Die Luftdichtheit des Gebäudes, gemessen mit dem Blower-Door-Test, darf n50 ≤ 0,6 h⁻¹ nicht überschreiten. Der Test misst den Luftwechsel bei einer Druckdifferenz von 50 Pa. Das Gebäude muss nahezu hermetisch sein, was eine präzise Ausführung aller Anschlüsse, besonders bei Fenstern, erfordert.

Der gesamte Primärenergiebedarf, einschließlich Heizung, Warmwasser und Strom, ist auf 60 kWh/(m²·a) begrenzt. In einem so dichten und energieeffizienten Gebäude werden Fenster zur kritischen Komponente.

U-Wert für Passivhausfenster – Normen und Standards

Fenster in einem Passivhaus erfüllen eine doppelte Funktion. Sie müssen Wärmeverluste im Winter minimieren und passive solare Gewinne maximieren. Die Anforderung des Passivhaus Instituts für die Klimazone cool temperate definiert den Wärmedurchgangskoeffizienten für das gesamte Fenster auf Uw ≤ 0,80 W/(m²K).

Lokale Bauvorschriften in vielen europäischen Ländern definieren derzeit eine Anforderung von Uw ≤ 0,9 W/(m²K). Die Erfüllung dieses rechtlichen Minimums bedeutet nicht automatisch das Erreichen des Passivhausstandards. Die Differenz zwischen Uw 0,9 und Uw 0,8 entspricht 11% besserer Energieeffizienz.

Die Klassifizierung von Gebäuden nach dem Uw-Wert der Fenster stellt sich wie folgt dar. Vor dem Jahr 2000 realisierte Bauten zeichnen sich durch Fenster mit Uw> 1,3 W/(m²K) aus, was bedeutende Wärmeverluste bedeutet. Der energiesparende Standard entspricht Uw ≤ 0,9 W/(m²K). Der Passivhausstandard erfordert Uw ≤ 0,8 W/(m²K) mit PHI-Zertifikat. Ultra-Passivhäuser nutzen Systeme mit Uw von 0,5 bis 0,7 W/(m²K).

Die Entscheidung für einen Uw-Wert ≤ 0,8 statt nur der Erfüllung minimaler gesetzlicher Anforderungen hebt das Gebäude in eine höhere Energieklasse. Dies bedeutet niedrigere Betriebskosten, höheren thermischen Komfort, bessere Schalldämmung und Erfüllung höchster Baustandards.

U-Wert Uw – Analyse der technischen Fensterparameter

Der Uw-Wert bestimmt den Wärmedurchgang durch das gesamte Fenster, ausgedrückt in W/(m²K). Dieser Wert gibt an, wie viel Watt Wärmeenergie durch einen Quadratmeter Fenster bei einer Temperaturdifferenz von einem Kelvin durchdringt. Ein niedrigerer Uw-Wert bedeutet bessere Wärmedämmung.

Ein Fenster mit Uw 0,8 W/(m²K) ist 11% effizienter als ein Fenster mit Uw 0,9 W/(m²K). Ein Fenster mit Uw 0,6 W/(m²K) ist 33% effizienter als das gesetzliche Minimum von 0,9 W/(m²K). Ein Fenster mit Uw 0,58 W/(m²K) erreicht einen Vorsprung von 35% gegenüber dem Standard 0,9 W/(m²K).

Von entscheidender Bedeutung ist die Tatsache, dass der Uw-Wert nicht direkt gemessen wird. Er wird aus drei Komponenten gemäß der Norm EN ISO 10077-1 berechnet. Das Verständnis dieser Komponenten ermöglicht bewusste Projektentscheidungen und vermeidet Fehler bei der Fensterspezifikation.

Dekonstruktion des Uw-Wertes: Parameter Uf, Ug und Ψg

Der Uf-Wert (Frame) bestimmt den Wärmedurchgang durch den Fensterrahmen ohne Berücksichtigung der Verglasung. In diesem Parameter konkurrieren Fensterhersteller durch fortschrittliche Dämm-Technologien.

Die Bautiefe des Profils variiert von 74 mm bei Basissystemen bis über 100 mm bei Ultra-Passivhaus-Lösungen. Größere Tiefe ermöglicht die Anwendung einer höheren Anzahl von Dämmkammern. PVC-Profile in Passivhaussystemen besitzen 6 bis 7 Luftkammern.

Fortschrittliche Technologien umfassen die Ausfüllung wichtiger Kammern mit PU-Schaum im Produktionsprozess sowie die Verwendung von mehrkammerigen thermischen Trennstegen bei Aluminiumprofilen. Premium-Systeme erreichen einen Uf-Wert von 0,45 bis 0,60 W/(m²K).

Der Ug-Wert (Glazing) bestimmt den Wärmedurchgang durch das Isolierglas. Im Passivhausbau ist Standard eine Dreifachverglasung mit zwei Scheibenzwischenräumen. Die Verglasung muss zwei Low-E-Beschichtungen sowie eine Edelgasfüllung, üblicherweise Argon, enthalten.

Low-E-Beschichtungen sind unsichtbare Schichten aus Metalloxiden, die Wärmestrahlung zurück ins Innere reflektieren. Argon hat eine geringere Wärmeleitfähigkeit als Luft, was die Dämmeigenschaften der Scheibenzwischenräume verbessert. Eine Dreifachverglasung allein garantiert keine Passivhaus-Parameter. Entscheidend ist das Erreichen von Ug 0,5 bis 0,7 W/(m²K).

Der Ψg-Wert (Psi-g) bestimmt die lineare Wärmebrücke des Abstandhalters. Dies ist das am meisten vernachlässigte Element bei der Planung, hat aber gleichzeitig erheblichen Einfluss auf die Endparameter des Fensters. Der Abstandhalter ist das konstruktive Element, das die Scheiben im Isolierglas im entsprechenden Abstand hält.

Warme Kante – Einfluss auf thermische Parameter

Jahrzehntelang waren Aluminium-Abstandhalter Standard. Aluminium, als hervorragender Wärmeleiter, bildet eine Wärmebrücke mit erheblicher Leitfähigkeit. Wärmeenergie entweicht durch diese Brücke vom Gebäudeinneren nach außen und verschlechtert die Parameter des gesamten Fensters.

Die Lösung ist die Warme Kante (Warm Edge Spacer) aus Verbundwerkstoffen, Kunststoffen oder Edelstahl. Diese Materialien haben eine deutlich geringere Wärmeleitfähigkeit als Aluminium.

Die Anwendung der Warmen Kante verbessert den End-Uw-Wert des gesamten Fensters um etwa 8-10%. In der langfristigen Perspektive der Gebäudenutzung führt dies zu messbaren energetischen Vorteilen.

Die Warme Kante erhöht die Temperatur am Scheibenrand auf der Innenseite des Raumes. Dies eliminiert das Phänomen der „kalten Zugluft“, die in Fensternähe wahrgenommen wird, selbst bei extrem niedrigen Außentemperaturen. Die komfortable Nutzung des Raumes direkt bei großen Verglasungen wird möglich.

Der wichtigste Aspekt ist die Eliminierung von Kondenswasser. Der kalte Scheibenrand, verursacht durch einen Aluminium-Abstandhalter, erreicht Temperaturen unterhalb des Taupunkts. Dies führt zu Kondensation von Wasserdampf auf der Innenseite. Ständige Feuchtigkeit führt zur Entwicklung von Schimmel und Pilzen innerhalb von 2-3 Jahren Nutzung.

In als passiv zertifizierten Systemen (Uw < 0,8 W/(m²K)) ist die Warme Kante Standardelement. Sie garantiert nicht nur energetische Parameter, sondern auch Langlebigkeit und hygienischen Zustand des Gebäudes über Jahrzehnte der Nutzung.

Isolierglas-Dicke – Konstruktive Möglichkeiten

Die Bezeichnung „Dreifachverglasung“ ist keine ausreichende Spezifikation für ein Passivhausfenster. Entscheidend ist der End-Ug-Wert des Isolierglases und der Gesamt-Uw des Fensters, nicht die Anzahl der Scheiben allein.

Standard-Fenstersysteme nehmen Isolierglas mit einer Dicke bis 48 mm auf. Fortschrittliche Aluminiumsysteme ermöglichen die Verwendung von Isolierglas mit Dicken bis zu 90 mm und mehr. Dieser Unterschied hat wesentliche funktionale Konsequenzen.

Die größere Dicke des Isolierglases ermöglicht breitere Scheibenzwischenräume, was eine bessere Optimierung der Edelgasfüllung erlaubt. Das Erreichen eines Ug-Wertes von 0,4 W/(m²K) wird möglich, was ein extremer Wert ist.z

Dickere Isolierglaspakete erlauben die Verwendung von Verbundsicherheitsglas mit 6-8 mm Dicke ohne Kompromisse bei den thermischen Parametern. Dies ermöglicht das Erreichen einer Schalldämmung Rw bis zu 50 dB, was in Lagen mit hohem Außenlärm kritisch ist.

Massive Isolierglaspakete ermöglichen die Integration von Sicherheits- und Einbruchschutzglas der Klassen RC2, RC3 und RC4 ohne negativen Einfluss auf den Ug-Wert. Physische Sicherheit wird somit mit höchsten energetischen Parametern kombiniert.


PVC- vs. Aluminiumprofile bei Passivhausfenstern – Auswahlkriterien

Die moderne Technologie der Fensterprofilherstellung ermöglicht sowohl PVC- als auch Aluminiumsystemen das Erreichen der Uw-Werte ≤ 0,8 W/(m²K), die für den Passivhausbau erforderlich sind. Die Materialwahl sollte aus konkreten Projektanforderungen resultieren, nicht aus technologischen Vorurteilen.

PVC-Systeme – Technische Charakteristik

PVC zeichnet sich durch natürlich niedrige Wärmeleitfähigkeit aus. In Verbindung mit einem System von 6-8 Dämmkammern und drei Dichtungen werden extrem niedrige Uf-Werte für den Rahmen erreicht.

Fortschrittliche Systeme verwenden die Technologie der Ausfüllung wichtiger Kammern mit PU-Schaum im Produktionsprozess. Einige Lösungen nutzen Acryl-Oberflächen, die widerstandsfähiger gegen Kratzer und UV-Strahlung sind als Standard-Dekorfolien.

PVC-Systeme sind wirtschaftlicher als Aluminiumlösungen mit vergleichbaren thermischen Parametern. Der Unterschied kann bei größeren Verglasungsflächen erheblich sein.

Die Haupteinschränkung von PVC ist die konstruktive Steifigkeit. Bei Verglasungen mit Breiten über 4-5 Meter oder sehr großen Höhen können Stahlverstärkungen im Profil unzureichend sein. Eine Teilung der Konstruktion in kleinere Segmente wird notwendig.

PVC-Systeme sind optimal für Standard-Fenstermaße, wenn das Ziel das Erreichen eines Uw-Wertes von 0,7-0,8 bei wettbewerbsfähigem Budget ist. Passivhaus-Institut-Zertifikate sind für führende PVC-Systeme verfügbar, wie GEALAN S9000 mit Uw 0,71 W/(m²K).

Aluminiumsysteme – Technische Charakteristik

Moderne Aluminiumprofile bestehen aus zwei Teilen (außen und innen), verbunden durch einen mehrkammerigen thermischen Isoliersteg. Der Isoliersteg wird oft zusätzlich mit PU-Schaum gefüllt. Diese Konstruktion erreicht Uf- und Uw-Werte gleich oder besser als Premium-PVC-Systeme.

Der fundamentale Vorteil von Aluminium ist die konstruktive Steifigkeit. Sie ermöglicht die Realisierung von Verglasungen mit Flügeln von 400-500 kg Gewicht und Breiten über 6 Meter. Solche Parameter sind für PVC-Systeme unerreichbar.

Aluminiumprofile ermöglichen die Ausführung von Konstruktionen mit minimaler Breite sichtbarer Elemente, bezeichnet als Slim- oder Steel-Look-Systeme. Die Ansichtsbreite des Profils kann unter 50 mm liegen. Dies maximiert die Verglasungsfläche im Verhältnis zum Rahmen.

Die Ästhetik von Aluminiumprofilen entspricht zeitgenössischen Architekturtrends: Minimalismus, Industriestil, Modern Barn. Diese Systeme werden in Projekten bevorzugt, die auf Design und großformatige Verglasungen setzen.

Aluminiumsysteme sind optimal für Verglasungen mit Breiten > 4 m, panoramische Glaswände, Projekte mit schmalen Profilen sowie wenn die Priorität das Erreichen von Uw 0,5-0,7 W/(m²K) ist. PHI-Zertifikate sind für Systeme wie Yawal TM 102HI mit Uw 0,58 W/(m²K) verfügbar.

Entscheidungskriterien – Algorithmus zur Systemwahl

Die Entscheidung für das Profilmaterial sollte auf drei grundlegenden Projektkriterien basieren.

Erstes Kriterium: Abmessungen und konstruktive Lasten. Wenn das Projekt Verglasungen mit Breiten über 4 Meter oder Flügel mit Gewichten über 200 kg vorsieht, ist Aluminium die einzig rationale Wahl. PVC kann die erforderliche Steifigkeit ohne übermäßige Segmentierung nicht gewährleisten.

Zweites Kriterium: ästhetische Anforderungen. Wenn das Projekt Profile mit minimaler Ansichtsbreite (Slim-, Steel-Look-Systeme) erfordert, die für Industrie- oder minimalistischen Stil charakteristisch sind, ist Aluminium die natürliche Wahl. PVC-Profile erfordern größere Querschnitte zur Erhaltung der Steifigkeit.

Drittes Kriterium: Budgetoptimierung. Wenn das Ziel darin besteht, zertifizierte Passivhausparameter bei einem optimalen Verhältnis von Parametern zu Kosten zu erreichen, sind 6-Kammer-PVC-Systeme mit einer Einbautiefe von > 80 mm eine sinnvolle Wahl. Insbesondere für Standardfenstergrößen.


Passivhausfenster-Montage – Dreischichtiges RAL-System

Der Kauf eines Fensters mit zertifizierten Parametern Uw 0,6 W/(m²K) garantiert nicht das Erreichen dieser Parameter im fertigen Gebäude. Fehlerhafte Montage kann die tatsächliche energetische Leistung des Fenster-Wand-Anschlusses auf Uw 1,1-1,3 W/(m²K) reduzieren, also das Niveau von Fenstern von vor 25 Jahren.

Definition der wärmegedämmten Montage – RAL-Standard

Die wärmegedämmte Montage, auch als Schichtenmontage oder RAL-Montage bezeichnet, ist ein System der dreischichtigen Abdichtung des Fenster-Wand-Anschlusses. Es basiert auf dem fundamentalen Prinzip der Bauphysik: Die Dampfdichtheit muss auf der Innenseite höher sein als auf der Außenseite.

PU-Montageschaum, das grundlegende Dämmmaterial bei der Montage, ist nur im trockenen Zustand ein effektiver Isolator. Nach Durchfeuchtung verliert er etwa 90% seiner Dämmeigenschaften. Das dreischichtige System schützt den Schaum vor Durchfeuchtung von beiden Seiten.

Die innere Schicht (dampfdicht) blockiert die Migration von Wasserdampf aus dem Gebäudeinneren zur Dämmschicht. Es werden spezielle Bänder oder flüssige Membranen mit hohem Diffusionswiderstand verwendet. Der von Bewohnern erzeugte Wasserdampf (Kochen, Duschen, Atmen) kann nicht in den Schaum eindringen.

Die mittlere Schicht (dämmend) ist PU-Montageschaum, der für Wärme- und Schalldämmung sorgt. Die Wirksamkeit dieser Schicht hängt vollständig vom Erhalt des trockenen Zustands über die gesamte Nutzungsdauer von 30-50 Jahren ab.

Die äußere Schicht (dampfdurchlässig, winddicht) muss scheinbar widersprüchliche Anforderungen erfüllen. Sie ist wasserdicht und blockiert das Eindringen von Schlagregen. Gleichzeitig ist sie dampfdurchlässig und ermöglicht eventueller Feuchtigkeit in der Schaumschicht die Diffusion nach außen und Verdunstung.

Einfluss der Montage auf energetische Parameter

Studien von Energieinstituten zeigen, dass Fenster für 25-30% der Wärmeverluste im Gebäude verantwortlich sind. Weitere Analysen zeigen, dass Undichtigkeiten und Wärmebrücken am Fenster-Wand-Anschluss 30-40% dieser Verluste ausmachen.

Das typische Szenario fehlerhafter Montage verläuft wie folgt. Der Investor spezifiziert ein zertifiziertes Fenster mit Uw 0,7 W/(m²K). Das Montageteam wendet die traditionelle Methode „auf Schaum“ ohne dreischichtiges System an.

Der Montageschaum, ohne Schutzschichten, nimmt Feuchtigkeit von beiden Seiten auf. Von innen migriert Wasserdampf aus dem Raum. Von außen dringt Schlagregen ein. Am Fensterumfang entsteht eine Wärmebrücke mit hoher Leitfähigkeit.

Der tatsächliche Wärmedurchgangskoeffizient des gesamten Fenster-Wand-Anschlusses fällt auf 1,1-1,3 W/(m²K). Das Passivhausfenster wurde auf Parameter von vor einem Vierteljahrhundert degradiert. Ein wesentlicher Teil des Investitionswerts ging vor Beginn der Gebäudenutzung verloren.

Entscheidende Schlussfolgerung: Im Passivhausbau sind Produkt (Fenster) und Dienstleistung (Montage) untrennbar verbunden. Sie können nicht als separate Elemente bei verschiedenen Anbietern bestellt werden. Die professionelle Lieferkette umfasst: Aufmaß am Bau, Produktion unter kontrollierten Bedingungen, autorisierte Montage durch geschulte Teams, umfassende Garantie für die Gesamtinstallation.


Großflächige Verglasungen in der Passivhaus-Architektur – Energetische Optimierung

In der Passivhaus-Planung existieren bestimmte Irrtümer bezüglich Fenster, die architektonische Möglichkeiten einschränken. Die technische Analyse dieser Themen ermöglicht bewusste Projektentscheidungen.

Ästhetik der Profile in Passivhaussystemen

PVC-Profile in Passivhaussystemen erfordern große Bautiefe aufgrund der Notwendigkeit vieler Dämmkammern. Diese Tiefe ist jedoch in der Wandstärke verborgen. Die Ansichtsbreite des Profils, also das visuell sichtbare Element, bleibt der Standard-Breite ähnlich und dominiert nicht über die Verglasungsfläche.

Aluminiumsysteme im Passivhausstandard bieten deutlich breitere Planungsmöglichkeiten. Profile in Slim- oder Steel-Look-Konstruktion erreichen Ansichtsbreiten unter 50 mm. Dies maximiert das Verhältnis von Glas zu Rahmen, was in minimalistischer und industrieller Architektur erwünscht ist.

Passivhausfenster sind somit nicht automatisch „dick“ oder visuell „schwer“. Moderne Technologie ermöglicht die Realisierung eleganter, schlanker Konstruktionen bei gleichzeitiger Beibehaltung höchster energetischer Parameter.

Großflächige Verglasungen – Technische Anforderungen

Die Idee des Passivhauses basiert zu einem erheblichen Teil auf der Nutzung passiver solarer Gewinne. Große Verglasungen, besonders in Südausrichtung, sind ein beabsichtigtes Element, kein Kompromiss. Solare Energie, die während der Heizperiode durch Fenster eindringt, reduziert den Bedarf an aktiver Heizung erheblich.

Die Realisierung großformatiger Verglasungen im Passivhausstandard erfordert die Erfüllung bestimmter technischer Bedingungen. Konstruktionen mit Breiten von 5-6 Metern und mehr erfordern Steifigkeit, die ausschließlich Aluminiumprofile gewährleisten. PVC-Systeme haben trotz Stahlverstärkungen physikalische Grenzen bei der Übertragung solcher Lasten.

Die architektonische Planung muss die Energiebilanz über das gesamte Jahr berücksichtigen. Große Südverglasungen sind im Winter vorteilhaft (solare Gewinne), können aber im Sommer zur Überhitzung führen. Die Planung von Sonnenschutzsystemen ist notwendig: außenliegende Rollläden, Fassadenjalousien oder ein entsprechend dimensionierter Dachüberstand.

Ein Dachüberstand mit entsprechendem Ausladung gewährleistet natürlichen Schatten im Sommer, wenn die Sonne hoch steht, während sie im Winter Strahlen durchlässt, wenn die Sonne niedrig steht. Dies ist eine passive Lösung, die keine Energie oder Wartung erfordert.

Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert)

Bei der Analyse von Fenstern für den Passivhausbau ist der Uw-Wert, der die Wärmeverluste bestimmt, nur einer der Schlüsselparameter. Ebenso wichtig ist der g-Wert (Solar Factor), der den Gesamtenergiedurchlassgrad bestimmt.

Der g-Wert gibt an, welcher Prozentsatz der auf das Fenster auftreffenden Sonnenenergie durch das Isolierglas ins Innere gelangt. Ein höherer g-Wert bedeutet größere passive solare Gewinne. Im Passivhaus wird die Optimierung zweier Parameter gleichzeitig angestrebt.

Angestrebt werden niedriger Uw-Wert (z.B. 0,6 W/(m²K)) zur Minimierung der Wärmeverluste sowie hoher g-Wert (50-60%) zur Maximierung solarer Gewinne. Diese Optimierungsaufgabe erfordert die richtige Wahl des Isolierglases.

Isolierglas in Passivhausfenstern ist fundamental anders als Sonnenschutzglas im gewerblichen Bau. Sonnenschutzglas hat niedrigen g-Wert (20-30%) zur Reduktion der Wärmegewinne und Entlastung von Klimaanlagen. Im Passivhaus wird die umgekehrte Lösung angewendet.

Ein großformatiges Südfenster mit 10 m² Fläche und g-Wert=55% liefert an einem sonnigen Wintertag mehrere Kilowattstunden kostenlose Wärmeenergie. Dies ermöglicht das Heizen des Gebäudes über mehrere Stunden ohne Aktivierung des Heizsystems. Die richtige Planung von Ausrichtung und Verglasungsflächen ist ein Schlüsselelement der Energiestrategie eines Passivhauses.


Zentrale Erkenntnisse – Spezifikation von Passivhausfenstern

Die Auswahl von Fenstern für ein Passivhaus ist ein komplexer ingenieurtechnischer Prozess, der die energetischen Parameter des Gebäudes über Jahrzehnte der Nutzung determiniert. Er erfordert die Berücksichtigung vieler technischer und planerischer Faktoren.

Die erste zentrale Regel betrifft die Zielparameter. Das Streben nach einem Uw-Wert ≤ 0,8 W/(m²K) gemäß dem Standard des Passivhaus Instituts, statt sich mit dem gesetzlichen Minimum zufriedenzugeben, gewährleistet die Erfüllung des internationalen Passivhausstandards. Die Differenz von 11% bei den Parametern führt zu messbaren betrieblichen Vorteilen.

Die zweite Regel betrifft die Wahl der Technologie. Sowohl PVC- als auch Aluminiumsysteme können passive Parameter erreichen. Entscheidend ist die verwendete Technologie: Profiltiefe, Anzahl der Kammern, Art der thermischen Trennstreifen, Qualität der Verglasung, Art des Abstandhalters. Die Wahl zwischen PVC und Aluminium sollte sich nach den Anforderungen des Projekts richten: Größe der Verglasungen, architektonischer Stil, Budget.

Die dritte, für den Erfolg grundlegende Regel betrifft die Montage. Eine professionelle, wärmedämmende Montage im dreischichtigen RAL-System macht etwa 40 % des Erfolgs der gesamten Investition aus. Ein Fenster der Spitzenklasse, das auf herkömmliche Weise montiert wird, verliert einen Großteil seiner Eigenschaften. Es ist unerlässlich, das Produkt und die Montage als ein einziges System zu betrachten, das von einem Unternehmen geliefert wird, das die volle Verantwortung für das Ergebnis übernimmt.

Die vierte Regel betrifft die Gestaltung von Verglasungen. Großflächige Verglasungen in Passivhäusern sind keine Einschränkung, sondern ein Instrument zur Energieoptimierung, sofern sie richtig geplant sind. Durch die Berücksichtigung der Ausrichtung zu den Himmelsrichtungen, des g-Wertes der Verglasung und der Sonnenschutzsysteme lassen sich passive Solargewinne maximieren und gleichzeitig eine Überhitzung im Sommer verhindern.

Fenster im Passivhaus hören auf, einfache Öffnungen in der Gebäudehülle zu sein und werden zu aktiven Komponenten des Energiesystems. Die richtige Spezifikation und Ausführung der Fensterinstallation hat direkten Einfluss auf den Nutzungskomfort: Temperaturstabilität, Fehlen kalter Zugluft, Reduktion von Außenlärm, Eliminierung von Kondenswasser und Schimmel. Dies ist eine Investition in die betrieblichen Parameter des Gebäudes für die nächsten fünf Jahrzehnte.

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